Sun, Sea and JiuJitsu: BJJ in Brasilien, Part 2 [Reiseblog]

Die Reise geht weiter und so gibt es auch wieder was neues zu lesen aus dem fernen Brasilien. Im zweiten Teil des Reiseblogs besucht Henning ein letztes mal das Edson Carvalho Team in Salvador, um kurz darauf von dem Training bei Ricardo De La Riva zu berichten. Viel Spaß mit dem Reiseblog und danke an Hennig (Hardcore Training in Bermen) für die sehr unterhaltsamen Berichte.

27.12. Salvador de Bahia

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Amba Pousada mit frischem Obst, Säften, Kaffee, Joghurt und gegrillten Bananen, die nur einen Block vom Strand und auch von der Akademie liegt, ging es zum Training. Um neun Uhr waren nur zwei Schwarzgurte, der eine deutlich über, der andere deutlich unter 50 auf der Matte neben Edson. Wir bekamen somit mal eben je eine Privatstunde in Bodendrills und Open-Guardpassing. Nach etwa 45 Minuten kamen dann noch drei weitere Blackbelts zum Training. Unter ihnen ein super netter Schüler von Edson, der vor ein paar Monaten ein Gym in China eröffnet hat. Zu ihm gibt es später vielleicht noch ein kleines Interview. Statt wie geplant eine kleine Morgeneinheit von einer Stunde einzulegen, wurde nun noch eine weitere eingelegt, nur Sparring. Ich hatte den ganzen Rest des Vormittags somit Jungs aus dem Wettkampfteam auf mir, die an meiner Kondition arbeiteten, durch den ein oder anderen Knee on Stomach Exzess. Tropen, krasse Luftfeuchtigkeit, es wird immer wärmer und dazu noch ein paar neunzig Kilo Jungs die den Rest Schweiß und Luft genüsslich aus dir rauspressen. Herrlich! Das ganze wurde netterweise auch noch dokumentiert, denn zu Besuch war auch ein Kamerateam eines brasilianischen Fernsehteams, welches eine kurze Doku über den BJJ-Lehrer in China drehte. Das wird dann für das bleibende Vorurteil sorgen, daß Alemaos schrecklich schwitzen und dabei blöd kucken.
Also meinen Acai mit Guarana hatte ich mir in der Fabrica de Sucos redlich verdient. Brainfreeze und flaues Gefühl in der Magengegend inklusive.

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Edson Carvalho Team in Salvador

30.12. Rio de Janeiro

Es ist 15.30 als ich mich die Straße zur Akademie von De La Riva runter bewege. 16.00 soll dort mein erstes Training stattfinden. Ich gehe ganz langsam, denn es sind nur drei Blocks. Und es sind 40 Grad, es hat über Nacht ein bischen geregnet. Es ist unerträglich schwül. In dem Haus befindet sich ein Fitnesstudio. Sie sagen mir, da morgen Sylvester ist, wäre das Training eine Stunde später, was sie mir Vormittags, als ich mich dort erkundigt habe auch hätten sagen können. Ich rutsche also auf meiner frischen Schweißbahn einmal um den halben Block in eine Saftbar. Ein großer Becher Wassermelone mit Passionsfrucht kommt gut. Dann schleiche ich ganz gemächlich wieder zurück. Das Training findet in einem fensterlosen Raum statt. Ich werde sehr freundlich begrüßt. Als ich noch meinen Lehrer Nick Brooks erwähne, werde ich schon mit kleinen Scherzen aufgezogen. Wir beginnen mit einem leichten aufwärmen und viel dehnen. Danach heißt es Sparring. De La Riva sucht immer die Partner aus, niemand wählt, außer ihm. Die Atmosphäre ist super kollegial. Die Legende ist freundlich und braucht keine künstliche Autorität. Der grauhaarige, immer lächelnde Lehrer, beobachtet jeden Moment die Aktionen der Sparringspartner und gibt ihnen in den Pausen Anweisungen. Mich fragt er jede Rund aufs Neue ob ich noch kann. Was bleibt mir anderes übrig, als aufs Neue zu lächeln und zu Nicken.
Ich habe das ganz große Los gezogen und bekomme immer größere Brasilianer mit dicken Ohren und noch dickeren Gliedmaßen. Und die machen mir die folgenden sieben Minuten das Leben zur Hölle. Ganz langsam, wie ich durch die Straßen der Copacabana geschlichen bin, schleichen sie sich durch meine Guard, in die Sidecontrol, in Knee on Stomach, Mount, Crosschoke oder Armbar. Sie lassen mir bei jeder Position und jedem Angriff genug Zeit einen Haufen Fehler zu machen, nur um mich weiter zum Schwitzen zu bringen. Die Verzweiflung nimmt mit jeder Runde zu. Kein Sweep will gelingen, an Submissions denke ich nur vorm Tappen. Fast eineinhalb Stunden dauert das Spiel. Als ich mir sicher bin, das ich absolut dehydriert bin, endet das Training. Ich schleiche noch langsamer die Straße runter zurück. Der Schweiß, der die Reibung auf dem Hinweg verringerte, ist alle.

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Henning (in schwarz) auf der Matte beim Edson Carvalho Team in Salvador

2.1. Rio de Janeiro

Zum zweiten Training bei De La Riva morgens um sieben. Wieder mehr Schwarzgurte als andere Farben vertreten. Nach einem 15 minütigen Aufwärmen und morgendlichen Stretching, wird wieder eine Stunde Sparring absolviert. Ich bekomme zu beginn wieder ein paar hundert plus Kilo Lilagurte ab und bin glücklich, dass die letzte Mahlzeit zwölf Stunden zurückliegt. Danach rolle ich noch mit zwei Schwarzgurten und einer Frau aus Frankreich, die einen braunen Gürtel hat. Sie versucht permanent Berimbolos einzusetzen um meinen Rücken zu holen, was ihr aber nur zu zwei Dritteln gelingt und ich so immer wieder in die Halfguard oben zurückkehre. Das Rollen ist mit den Fortgeschrittenen super angenehm. Man merkt, dass hier sehr viel trainiert und gesparrt wird. Die Leute sind super routiniert, lassen viel zu, haben keine Probleme mal zu tappen. Verletzungen sind so fast ausgeschlossen. Ideal für einen Trainingsurlaub oder auch die konkrete Wettkampfvorbereitung. Die Trainingspartner fragen, welche Position soll gestartet werden, was willst du üben? Was ein sehr individuelles Arbeiten an deinen eigenen Skills bedeutet. Auffallend ist auch die Ruhe die im Trainingsraum herrscht. Konzentration während der Runden. In den Pausen mal ein Lächeln, ein Spruch, oder auch ein Tip, wie du etwas besser machen kannst. Ein guter Start ins neue Jahr. Hier werde ich die nächsten vier Wochen jeden Tag in der Woche meinen Morgen verbringen.

 

 

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