Die Deutsche Grappling Meisterin, Julia Kunter, im Interview [Grappler Profil]

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Wir starten mit Julia heute eine neue Reihe bei GrapplersParadise namens das „Grappler Profil“. Wir wollen in Zukunft mehrere Deutsche Grappler vorstellen und mit wem kann man besser starten als mit der Deutschen Grappling Meisterin und Tap Or Snap Advanced Gewinnerin Julia Kunter. Viel Spaß mit dem Interview und freut euch auf weitere. Wenn ihr Vorschläge für zukünftige Interviews habt, mailt uns an 🙂

Hallo Julia, bitte erzähl unseren Lesern etwas über dich und deine Geschichte mit dem Kampfsport und im genaueren Luta Livre/BJJ/Grappling.

Halli Hallo! Also wie einige von euch schon wissen ich heiße Julia Kunter (Hörnchen) und bin 24 Jahre alt. Ich habe im Alter von 17 Jahren in Herne mit Gottesanbeterinnen Kung Fu bei Christian Kubiak angefangen und dies einige Jahre lang betrieben. Zu der Zeit haben wir 2 Mal die Woche im Fighters World Dojo am Gysenbergpark Herne trainiert, wo Thomas „GongFu“ Holtmann auf der Nachbarfläche eine BJJ Klasse unterrichtet hat. Nach Ende meines Trainings hab ich immer wieder ein wenig rüber geschaut und gesehen mit wie viel Spaß die Leute da auf der Matte „rumgerollt“ sind. Dann hat es auch nicht lange gedauert und ich habe mal ein Probetraining mitgemacht und war sofort Feuer und Flamme. Die BJJ Gruppe hat sich jedoch aus verschiedenen Gründen relativ schnell wieder aufgelöst und so bin ich mit einer Trainingspartnerin hin und wieder zu Thomas nach Hagen zum Training gefahren. Als damals angehende Studentin war das aber aus zeitlichen und finanziellen Gründen auf Dauer nicht möglich und so habe ich mich hier in der Gegend nach anderweitigen Trainingsmöglichkeiten umgesehen. So bin ich dann zum Luta Livre gekommen. Ich hatte Kontakt zu meinen beiden jetzigen Trainern Les Herden und Stefan „Gibbon“ Diete aufgenommen und habe meine erste Trainingseinheit beim Stefan in Gelsenkirchen angefangen, wo ich dann auch geblieben bin und, ich glaub ca 1 Jahr, trainiert habe. Danach hatte Stefan sich entschlossen – vorerst – mit dem Unterrichten aufzuhören und so war ich gezwungen mir abermals eine neue Gruppe zu suchen. Da ich schon vorher kurz mit Les geschrieben habe, bin ich kurzum nach Essen zu Sparta gegangen, wo ich auch heute noch glücklich auf der Matte zu Hause bin. Seit knapp 1 Jahr trainiere ich nun auch noch zusätzlich bei Stefan Diete, der wohl nicht ganz ohne das Training sein konnte, und Chris Gryczka in der Mad Monkey Academy Dorsten. Das war meine Geschichte bis hier hin. To be continued…

In den letzten Monaten warst du sehr aktiv und auch sehr erfolgreich auf Turnieren wie dem Tap Or Snap oder den Deutschen Einzelmeisterschaften der DGL, wie hast du die Turniere wahrgenommen? Wie waren deine Kämpfe und deine Gegner?

Fange ich zuerst mit dem Tap or Snap an. Wie nicht anders gewohnt war das Tap or Snap ein super Turnier – sei es die Organisation, die Kämpfe oder die allgemeine Stimmung in der Halle. Ich freue mich jedes Jahr aufs Neue nach Dortmund-Brackel zu fahren. Was meine eigenen Kämpfe angeht hatte ich zwei Kämpfe in der Advanced Klasse. Dazu muss man jedoch sagen, dass eine meiner Gegnerinnen Anfängerin war, die einfach noch ein bisschen mehr Erfahrungen sammeln und einen weiteren Kampf machen wollte. Da die Organisatoren nichts dagegen hatten habe ich auch zugesagt und hatte anstatt eines Kampfes zwei. Beide liefen optimal für mich und ich habe einen via Brabo Choke und einen via Armbar gewonnen.
Nun zur DGL Einzelmeisterschaft. Dieses Jahr gab es, zum Glück, das erste Mal Frauenkämpfe bei der Einzelmeisterschaft auf der Fibo, was ich, und sicherlich alle anderen atktiven Grapplerinnen auch, sehr begrüßen. Jedoch hatte ich noch mit mehr weiblicher Teilnahme gerechnet. Meine Klasse -58kg war mit insgesamt drei Teilnehmern recht schwach besetzt. In der Klasse -68kg konnten sich ein paar mehr Kämpferinnen finden; was mir jedoch nicht so viel gebracht hat. So hatte ich auch an diesem Tag lediglich 2 Kämpfe. Beide habe ich wieder durch Submission, einmal Mata Leon und einmal Guillotine, gewonnen.
Für’s nächste Jahr hoffe ich, dass noch ein paar mehr Frauen den Weg auf sich nehmen und die DGL und das Frauengrappling unterstützen.

Copyright Julia Kunter
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Bei der Recherche für das Interview bin ich auf ein Video vom Essential No.1 im Mai 2008 gefunden. Wann hast du deinen ersten Wettkampf bestritten und welche Bedeutung haben Wettkämpfe für dein Training?

Mein erstes Turnier war genau das, wovon du gerade gesprochen hast. Das Essential No.1, ausgerichtet von Sparta Essen. Damals war ich noch nicht sehr lange im Training, aber mein Trainer Stefan meinte ich solle einfach mal mitmachen um Erfahrungen zu sammeln. Nun gut, meine Gegnerin war Sandra Kunz aus Mainz, die damals schon eine erfahrene und erfolgreiche Kämpferin war. Somit war das ein recht kurzes Ding .
Wettkämpfe an sich sehe ich als Plattform um mich mit anderen Kämpferinnen aus anderen Gyms zu messen und zu sehen wo ich zur Zeit stehe. Mein Training läuft das Jahr über ganz normal ab und wenn ein Turnier ansteht, dann gehe ich hin. Was ich damit sagen will: ich trainiere nicht explizit auf Turniere hin, sondern sehe sie als weitere Möglichkeit voran zu kommen.

Du bist sehr viel unterwegs und trainierst unter anderem bei Sparta Essen und der Mad Monkey Academy. Wie sieht dein Training innerhalb der Woche aus und gibt es irgendwelche Probleme bei zwei Teams zu trainieren die unter anderem auch in der DGL Mannschafts-Meisterschaften gegeneinander antreten?

Also planmäßig habe ich 3x die Woche Training bei Sparta und 2x bei den Monkeys. Dabei kümmer ich mich nicht nur ums Grappling, sondern bin auch gerade dabei meine Stand-up Fertigkeiten auszubauen. Sonntags gibt’s dann des Öfteren noch eine Runde freies Sparring. Wie gesagt, so sieht’s ‚planmäßig‘ aus. Fast jeden Tag zum Training zu gehen ist leider aus zeitlichen und privaten Gründen nicht immer drin, aber ich versuche mein Möglichstes so oft wie möglich zu gehen.
Spezielle Probleme sehe ich nicht bei zwei Teams zu trainieren, da es für mich eine weitere Möglichkeit ist mich weiter zu bilden, andere Trainingsansätze zu erfahren und sich der Pool meiner Trainingspartner um ein vielfaches erweitert. Was das Aufeinandertreffen der beiden Teams auf Turnieren angeht so freue und leide ich mit jedem meiner Trainingskollegen gleichermaßen.

Frauen sind im Grappling leider nicht so stark vertreten und auch auf Wettkämpfen ist die Beteiligung nicht sehr groß. Was sind deiner Meinung nach die größten Hürden für Frauen im Grappling und was müsste man ändern um mehr Frauen für den Grappling Sport zu begeistern?

Ich denke, dass nach wie vor viele Frauen einfach zu große Hemmungen davor haben mit den Männern in einem so körperbetonten Sport zu trainieren. Ich wurde schon oft von Mädels im Fitnessstudio angesprochen, was ich denn da mache. Die meisten meinten das sehe ja ganz cool und interessant aus, aber da seien ja nur Kerle im Trainingsraum, die, hin und wieder, oberkörperfrei und ziemlich verschwitzt über die Matte rollen. Das sei ihnen unangenehm. Viele denken auch, dass die Jungs das Rollen mit Frauen nicht sportlich sehen, sondern Hintergedanken haben würden. Bis jetzt habe ich leider noch keines der Mädels überzeugen können mich mal beim Training zu besuchen, auch wenn ich sagte sie können erstmal nur mit mir trainieren.

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Am 8ten Juni veranstaltest du ein „Grappling Intro Seminar – only for Ladys“, wie kam es zu diesem Seminar und wie sehen deine Pläne für die kommenden Monate aus?

Ein guter Bekannter und Inhaber des Sportstudio „The Base“ in Gelsenkirchen hat mich angerufen mit den Worten: „Hey Julia, ich hab da ne super Idee. Was hälst du davon bei mir ein Einsteigerseminar nur für Mädels zu geben? Ich hätte da auch ein paar Interessentinnen!“ Meine Antwort: „ Klar, kann ich sehr gerne machen“. So ist die Idee entstanden. Hintergrund ist natürlich, dass wir ein paar Frauen, die noch gar nichts mit unserem Sport zu tun haben, für eben diesen begeistern können. Vielleicht hilft es, im Hinblick darauf, was ich zu der vorherigen Frage geschrieben habe, den Frauen die Hemmungen zu nehmen, indem der Seminarleiter eine Frau ist und sie auch nur mit anderen Frauen trainieren. Einmal in den Bodenkampf reingeschnuppert, müsste die Euphorie dann eigentlich die Oberhand gewinnen .

Meine Pläne für die nächsten Monate: Jetzt am kommenden Wochenende (11.05.2013) fahre ich mit einem Trainingskollegen nach Limburg zur NAGA, King of the Beach in Holland und das Subbattle in Köln stehen bald auch wieder vor der Tür. (Zum Choke Wars werd ich es wohl als aktive Kämpferin nicht schaffen). Ansonsten sind der Mai und Juni mit Seminaren und viel Training gespikt.

Was sind deine sportlichen Ziele für die kommenden Jahre?

Für die kommenden Jahre nehme ich mir eigentlich nur vor besser zu werden und so viele Turniere wie möglich zu kämpfen, wobei ich nach Möglichkeit auch mehr außerhalb Deutschlands die Matten unsicher machen will.

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Welche Frage hätten wir Dir noch stellen sollen? Und was ist die Antwort?

So spontan fallen mir gerade keine mehr ein, aber für mein erstes Interview reicht das glaub ich auch. Ich sitze schon viel zu lange vorm PC und tippe mir die Finger wund .

Zum Abschluss noch ein paar „Quickies“ 

Heelhook auf Turnieren? Ja oder Nein? Nein
Gi oder NoGi ? No-Gi
Kampfsport oder Kampfkunst? Kampfsport
Mister Miyagi oder Cobra Kai? Mister Miyagi
Hund oder Katze? Katze

Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen kommenden Turnieren und bei deinem Seminar im Juni. Das letzte Wort gehört dir

 
Ich möchte mich ganz herzlich bei Euch für die Gelegenheit dieses Interviews bedanken – das ehrt mich!
Ansonsten bleibt nur noch zu sagen: Wir sehn uns auf der Matte!

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